Ein Gastbeitrag von Gabriele Kaier
Die digitale Transformation verändert traditionelle Geschäftsmodelle und gewohnte Prozesse. Wie geht man als Führungskraft mit diesen Veränderungen um? Was muss ein Digital Leader machen, um eine der größten Herausforderungen für Unternehmen, die Digitalisierung, zu meistern? Wie müssen Führungsqualitäten ausgebaut werden um die Transformation planen und umsetzen zu können? Namhafte Experten sind unserem Aufruf zur Blogparade #timetablog zu diesem Thema gefolgt. Wir haben hier 3 spannende Beiträge für Sie zusammengefasst:
Von der Kunst, zuversichtlich zu zweifeln und Vertrauen zu schaffen
Urs M. Krämer, CEO von Sopra Steria Consulting
Womit rechtfertigen Führungskräfte ihren Führungsanspruch, wenn Mitarbeiter mehr wissen als sie? Brauchen wir überhaupt noch einen “Chef”, wenn wir längst über das hierarchiefreie Unternehmen diskutieren?
Agile Entscheidungen anstelle tradierten Denkens
Unternehmen müssen schnell und flexibel auf veränderte Marktbedingungen reagieren. Daher sieht Urs M. Krämer die Fähigkeit zu zweifeln und Bestehendes [nbsp]in Frage zu stellen als eine der wichtigsten Eigenschaften eines guten Digital Leaders. Dazu gehört auch die eigenen Führungsqualitäten zu reflektieren.
Digital Leader müssen nicht alles wissen
Entscheidungen treffen, auch wenn es nicht die richtigen sind und diese wenn nötig wieder schnell korrigieren. Er ermutigt seine Mitarbeiter sich aktiv einzubringen und schafft die Voraussetzungen damit sich die kollektive Intelligenz bestmöglich entfaltet. Er fördert den Zweifel in seiner Organisation und geht dennoch zuversichtlich voran.
Für Urs M. Krämer ist die Kunst, zuversichtlich zu zweifeln, die größte Leistung des guten Digital Leaders.
#ADCD, eine neue Unternehmenskultur und Kundenfokus
Anne M. Schüller, Management-Vordenkerin, Keynote-Speakerin und Bestsellerautorin
Ein Redesign der Unternehmenskultur ist unumgänglich um sich auf die Hochgeschwindigkeit der Zukunft vorzubereiten. Einen Digital Leader zeichnen folgende Basisfähigkeiten unter der Abkürzung #ADCD aus: agiler werden, digitaler denken, collaborativer handeln und Disruptives wagen. Wodurch entsteht Disruption, abseits der Digitalisierung per se?
Neue Geschäftsmodelle: Game Changer und Internetkrieger
Disruptoren betreten keinen bestehenden Markt, sie erzeugen einen neuen. Sie sind superagil, vielseitig interessiert und global geprägt und erkennen Potenziale blitzschnell. Sie können Marktdifferenzen rasch identifizieren und Lösungen ganz neu kombinieren. Der versierte Umgang mit Online-Medien ist ihr wichtigstes Kapital. Herkömmliches wird radikal infrage gestellt und Vorhandenes völlig neu kombiniert. Sie konzentrieren sich darauf, was für Kunden von heute und morgen besser ist als das, was etablierte Unternehmen derzeit bieten. Jedes ungelöste Kundenproblem wird für sie zu einem erfolgreichen Startpunkt.
Customer-Obsession
Sie suchen gezielt nach Problemen und einer passenden Lösung für Kunden und denken „vom Kunden her“. Sie organisieren sich nicht in Silos, sondern crossfunktional um Kundenprojekte herum. Und sie verbessern sich iterativ – vor allem durch ständigen Dialog mit den Kunden. Die Macht liegt jetzt bei den Kunden. Mit ihren Aktionen, bei denen sie sich zu virtuellen Schwärmen verbinden, können sie über Leben und Tod eines Anbieters entscheiden.
Selbstdisruption
Anne M. Schüller rät zügig einen Prozess [nbsp]zu starten um sich von innen heraus neu zu erfinden, selbst dann wenn man derzeit am Markt erfolgreich ist.
Was macht einen guten Digital Leader aus?
Ines Gensinger, Autorin [&] Head of Business and Consumer Communications bei Microsoft Deutschland
Die Führungsprinzipien für gute Führung sind schon seit Jahren die gleichen. Schlechte Chefs sind “Vorgesetzte” und sie haben ausgedient, so viel steht für Ines Gensinger fest. Aber was zeichnet einen Digital Leader nun aus?
Was hat sich gegenüber guter Führung vor 20 Jahren verändert?
Schon vor 20 Jahren hat eine Führungskraft Fähigkeiten wie Empathie, Offenheit, Respekt und Zuhören benötigt. Aber neu sind die vielfältigen Transformationsprozesse, der stetige Wandel der Anforderungen und Umstände in rasantem Tempo.
Mitarbeiter arbeiten selbstbestimmter, in verteilten Teams, sogar unterschiedlichen Zeitzonen. Hierarchien lösen sich zunehmend auf, Prozesse werden transparenter. Smarte Technologien und damit einhergehend neue Arbeitsweisen treiben diese Entwicklungen voran.
Was bedeutet das für Führungskräfte?
Digital Leader benötigen ein Mind- und Skillset mit Flexibilität, Offenheit und eine große Affinität für smarte Tools. Sie müssen mit diesen Parametern neu führen lernen und das Wohl des Teams in den Fokus stellen.
Ines Gensinger sieht auch noch Vertrauen und Verantwortung abgeben als zwei weitere wichtige Eigenschaften: Gute Führung funktioniert über Ziele.
Digital Leadership ist wie die Digitale Transformation kein Prozess den man abschließt, ebenso gilt das für Arbeit und Führung: Was heute ein guter Weg ist, muss morgen nicht unbedingt gut passen. Daher muss ein Digital Leader sich selbst hinterfragen und eine offene Fehler- und Feedbackkultur pflegen um sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Für Ines Gensinger gibt es kein Patentrezept für Digital Leadership, für sie ist das richtige Mindset entscheidend.
Fazit
Mit der digitalen Transformation kommen völlig neue Herausforderungen auf die Unternehmen zu, für die weder die klassischen Unternehmensstrukturen noch die Institutionalisierung der Entscheidungsfindung ausgelegt sind.
Alle Experten sind sich einig, dass etablierte Geschäftsmodelle und Managementansätze tiefgreifend verändert werden müssen. Führung wird im digitalen Zeitalter sicher nicht überflüssig werden, aber sie wird sich substantiell ändern müssen:
Schnell und flexibel auf veränderte Marktbedingungen reagieren, zuversichtlich zu zweifeln und Bestehendes in Frage zu stellen, das sieht Urs M. Krämer als eine der wichtigsten Eigenschaften eines guten Digital Leaders.
Es gibt, wie Ines Gensinger bestätigt, keine Blaupause für einen guten Digital Leader, entscheidend ist das richtige Mind- und Skillset mit dem Ziel die Leistung jedes einzelnen Teammitglieds zum Wohle des Unternehmens zu fördern.
“Disrupt yourself, before you get disrupted!” Anne M. Schüller rät sich zügig darauf einzulassen und sich von innen heraus neu zu erfinden, auch wenn man derzeit am Markt erfolgreich ist.